Cloud Life Cycle Methodology

Fünf Schritte in die Cloud

12.12.2012
Von Frank French
Cloud Computing will gut geplant sein. Damit sich Services aus der Wolke rechnen, sollten zuvor fünf Punkte einer Roadmap abgearbeitet werden.

Immer mehr mittelständische Unternehmen möchten in die Cloud. Aber wie gelingt der reibungslose Umstieg von der klassischen IT ins Web? Die "Cloud Life Cycle Methodology" (CLCM) unterstützt Unternehmen in fünf Schritten, eine Strategie zu entwickeln und Cloud-Technik sicher einzuführen.

1. Schritt: Verständigen

Zunächst einmal muss im Unternehmen eine gemeinsame Definition entwickelt werden, die alle geschäftlichen, technischen und finanziellen Sichtweisen zur Cloud zusammenbringt. Viele Mitarbeiter denken zunächst an ihre privaten Erfahrungen mit Diensten wie Google Mail, Facebook, Dropbox oder iCloud. Sie erwarten von der geschäftlichen Cloud den gleichen Komfort: Sie soll immer und überall verfügbar und einfach zu bedienen sein sowie zudem die Abhängigkeit von der IT-Abteilung reduzieren. In der IT-Abteilung selbst zählen dagegen die technischen Argumente, etwa die Möglichkeit zur Virtualisierung.

IT-Mitarbeiter stehen der Cloud oftmals skeptisch gegenüber. Die Datenwolke wird als Outsourcing-Mittel wahrgenommen, das Arbeitsplätze gefährdet. Die Finanzabteilung wiederum betrachtet die Cloud als Hebel, um Kosten zu senken und Kapital freizusetzen. Und die Geschäftsführung? Sie schätzt das Plus an Flexibilität und Innovationsfähigkeit.

Unternehmen sollten also unbedingt mit einem Workshop starten, der Klarheit in Sachen Cloud schafft. Eine Formel hilft dabei, ein gemeinsames Verständnis zu entwickeln:

Geschäft + Technologie = Return on Investment

2. Schritt: Bewerten

Was bringt die Cloud konkret an Vorteilen? Hier weisen die Cloud-Computing-Anbieter immer wieder auf große Einsparpotenziale hin. Doch die sind keinesfalls garantiert. Ein "Cloud Worthiness Assessment" (CWA) zeigt den potenziellen Mehrwert. Dabei werden Software-Tools eingesetzt, die im Hintergrund über Wochen oder gar Monate hinweg die aktuelle Situation der IT und des Unternehmens erfassen. Die gesammelten Informationen lassen sich anschließend mit Branchenindizes vergleichen. So wird klar, welchen Beitrag die IT leistet und in welchen Bereichen eine Cloud-Migration etwas bringt.

Das CWA ist von großer Bedeutung und liefert die Fakten und Zahlen, auf deren Grundlage eine Entscheidung über die richtige Cloud-Strategie erst möglich ist. Die Strategie orientiert sich an den wichtigsten Erfolgsfaktoren des Unternehmens. Sie umfasst:

  • Messbare Effizienz für das Geschäft,

  • ein auf Nachfrage basierendes, sich selbst finanzierendes Modell,

  • Übertragung von Best Practices auf andere Business-Funktionen oder Technologiebereiche,

  • einfache Wiederverwendung von Vermögenswerten/Assets sowie

  • Prozesseffizienz.

Eine Roadmap ordnet alle Aufgaben für den Umstieg in die Cloud nach Priorität und Reihenfolge, um die Strategie gemäß der SMART-Kriterien (SMART = Specific, Measurable, Achievable, Realistic und TimeBased) umsetzen zu können. Es empfiehlt sich, diese mit dem "Gartner Cloud Hype Cycle" abzugleichen. So lassen sich Risiken durch Technologien reduzieren, die womöglich noch nicht ausgereift sind. Fallstudien von anderen Unternehmen können ebenfalls Anregungen geben. Vielleicht ist es möglich, persönlich mit anderen Cloud-Nutzern und Referenzkunden eines Anbieters zu sprechen.

3. Schritt: Planen

Wie lassen sich die Vorteile der Cloud tatsächlich nutzen? Es ist wie beim Fliegen: Wer die Theorie verstanden hat, kann noch lange kein Flugzeug in der Luft halten. Die Vorteile der Cloud werden anders erfasst, gemessen und analysiert als bei klassischen On-Premise-Lösungen. Es ist schon anspruchsvoll genug, allein die Terminologie zu überblicken. Daher sollten Unternehmen zu Beginn mit einem unabhängigen Cloud-Service-Broker zusammenarbeiten. Das kann beispielsweise ein externer IT-Dienstleister sein, der die benötigten Leistungen auswählt und passende Anbieter kombiniert.

Schritt drei umfasst folgende Aufgaben:

  • Cloud-Bedarf ermitteln,

  • Daten- und Anwendungsarchitektur erarbeiten,

  • Sicherheits- und Compliance-Anforderungen auswerten,

  • Umsetzungsprojekt planen,

  • Verträge vorbereiten,

  • Preismodelle analysieren,

  • Anbieter vergleichen und

  • Change-Management planen.

Gerade der letzte Punkt ist sehr wichtig, bevor mit dem nächsten Schritt gestartet wird.

4. Schritt: Umsteigen

Wird die Cloud zum Erfolgsmodell? Wirklich sicher lässt sich das erst nach dem Umstieg sagen. Alles hängt davon ab, ob die Anwender die Cloud akzeptieren. Die neuen Systeme müssen dafür mindestens so gut sein wie ihre Vorgänger. Agile Projektmethoden helfen beim Umstieg. Das gilt auch für einen Proof of Concept, mit dem sich die neue Lösung schon einmal vorab testen lässt. So werden Risiken minimiert und alle Beteiligten können sich auf die anstehenden Veränderungen vorbereiten.

Schritt vier umfasst folgende Aufgaben, die möglichst von einem Cloud-Broker flankiert werden sollten:

  • Projekt-Management,

  • Change-Management,

  • Vertrags-Management,

  • Migration beziehungsweise Integration,

  • Validierung und Verifizierung der Cloud-Dienste sowie

  • Wissenstransfer und Schulungen.

Über kurz oder lang muss das Unternehmen selbst die Verantwortung übernehmen und ohne einen Copiloten in der Cloud auskommen. Darum sollte der Cloud-Broker zwar während der Einführungsprojekte eingebunden werden, gleichzeitig muss aber der Wissenstransfer stattfinden. Projekt-Manager, Vertragsexperten, Systemarchitekten und IT-Service-Manager brauchen das entsprechende Know-how, um die Cloud Life Cycle Methodology eigenverantwortlich umzusetzen.

Schritt 5: Optimieren

Wie kann sich ein Unternehmen in der Cloud kontinuierlich verbessern? Unternehmen sollten ihre IT-Strukturen mindestens zweimal jährlich neu bewerten und den Markt aufmerksam beobachten. Nur so können sie die Preisentwicklung und neue Angebote korrekt einschätzen. Ein Beispiel: Amazon ist der mit Abstand größte Cloud-Anbieter weltweit. Das Unternehmen kontrolliert laut NewVem Analytics 60 Prozent des gesamten Marktes. Nach eigenen Angaben hat Amazon seine Cloud-Preise bereits 19 mal gesenkt. Im direkten Vergleich kosten 55 GB beim Speicherservice Amazon Glacier 6,60 Dollar im Jahr, während die gleiche Speichermenge in der Apple iCloud mit 100 Dollar pro Jahr zu Buche schlägt. Die CLCM entwickelt sich ständig weiter. Unternehmen sollten sie daher auf ihre individuellen Bedürfnisse zuschneiden und die zugrunde liegenden Methoden immer an den aktuellen Best Practices und ihren eigenen Erfahrungen ausrichten. (pg)

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Der Autor

Frank French ist als Senior Management Consultant bei der REALTECH AG in Walldorf tätig.