Monitoring im Echtzeitmodus

Mit "Dash" berät sich Siemens selbst

31.07.2014
Von 
Karin Quack arbeitet als freie Autorin und Editorial Consultant vor allem zu IT-strategischen und Innovations-Themen. Zuvor war sie viele Jahre lang in leitender redaktioneller Position bei der COMPUTERWOCHE tätig.
Das auf der InMemory-Technik HANA basierende Software-Tool hilft dem ITK-Konzern, Schwachstellen in Prozessen und Projekten in Echtzeit zu entdecken.

Anlässlich der Hausmesse "Smart Data Day" präsentierte die Corporate IT der Siemens AG auf einem der zahlreichen Informationsstände auch ein System, von dem der Konzern selbst profitieren will. Die "Smart-Data"-Anwendungen "Dash" soll das leisten, wofür früher Unternehmensberater engagiert werden mussten: Transparenz in den Zustand von Projekten und Prozessen bringen.

Laut CIO Norbert Kleinjohann lässt sich anhand dieser Applikation gut der Unterschied zwischen "Big Data" und "Smart Data" demonstrieren: Es gehe nicht darum, möglichst viele Daten zu sammeln, die man irgendwann einmal brauchen könnte, sondern die Daten zu definieren und auszuwerten, die aus Sicht der Geschäftsbereiche notwendig seien. In diesem Fall sind das die Daten, die den Zustand von Prozessen und Projekten definieren.

Als Compliance-Plattform gestartet

Das System hat sich über die vergangenen sieben Jahre kontinuierlich entwickelt. Das erste Design stammt aus 2007. Damals wollte Siemens - im Zuge der Bestechungsvorwürfe - eine Analytik-Plattform schaffen, die den Nachweis der Compliance ermöglichte. Zwei Jahre später wurde sie dann - diesmal unter den Vorzeichen der Finanzkrise - für das Forderungs-Management ausgebaut. Allgemeine Kennzahlen für die Geschäftsanalyse fließen seit 2010 kontinuierlich in die Lösung ein.

Wie Michael Brauer, Executive Vice President Business Intelligence, erläutert, werden die betriebswirtschaftlichen Daten aus mehr als 60 verschiedenen, weltweit verteilten ERP-Systemen in eine gemeinsame Datenbank übertragen, die zudem mit ERP-fremden Daten "angereichert" werde. Der Daten-Pool im Terabyte-Bereich bildet die "Single Source of Truth"; was dort abgelegt ist, gilt in Diskussionen um Prozess-Performance oder Projektstatus als verbindlich.

Die Entwicklung von Dash

Lösungsdesign und Implementierung der Analytics-Plattform für Compliance
Ausbau der Plattform im Rahmen der weltweiten Finanzkrise für das Forderungs-Management
Kontinuierliche Erweiterung um Kennzahlen für die Geschäftsanalyse
Realtime-Anbindung von 70 weltweit verteilten ERP-Systemen an eine zentrale HANA-Datenbank im Terabyte-Bereich.

Monitoring im Echtzeitmodus

"Am Anfang jeder Verbesserung steht die Transparenz", ging Kleinjohann ins Detail: "Die erste Frage lautet: Wo gibt es Engpässe?" Mehr könnten auch die meisten Unternehmensberater nicht leisten. Da das Tool "In Memory", sprich: mit dem SAP-Produkt HANA, arbeite, geschähen Prozess-und Projekt-Monitoring sogar "im Echtzeitmodus", also ohne vorherige Datenverdichtung.

Aufbereitet werden die Daten mit Hilfe unterschiedlicher Softwarewerkzeuge, darunter Oracle Apex und QlikView sowie mit den HANA-eigenen Techniken. Damit der "Spaßfaktor" nicht zu kurz kommt, so der CIO, lassen sich die Erkenntnisse aus Dash auch auf mobilen Devices ausliefern. Theoretisch kann der Siemens-Vorstandsvorsitzende Joe Kaeser auf seinem Handy also jederzeit den Gesundheitszustand des ganzen Unternehmens abrufen.

Das Geschäft legt die Kriterien fest

Die Kriterien, nach denen die Prozess- und Projektdaten durchleuchtet werden, haben die Geschäftsverantwortlichen in Zusammenarbeit mit der Corporate IT definiert. Denn nur das Business weiß, wann ein Prozess aus seiner Sicht schief läuft und ein Projekt droht, zu kippen. Die IT hingegen sorgt dafür, dass es diesen Fall rechtzeitig erkennt und sofort eingreifen kann.