Change-Management

Bei Veränderungen die Mitarbeiter mitnehmen – aber wie?

13.12.2017
Von 
Dr. Wolfgang Karrlein studierte Chemie und Wirtschaftswissenschaften in München Würzburg und Hagen und ist Gesellschafter und Geschäftsführer der CANMAS GmbH in Grünwald. Er greift bei seiner Beratungstätigkeit auf 20 Jahre Erfahrung in einem internationalen Konzern zurück. Seine Branchenexpertise reicht von IT, Medizintechnik, Energie bis zu Automotive. Seine fachlichen Schwerpunkte sind Organisationsentwicklung (Metaplan Professional), Leadership Development und Change Management.
Die digitale Transformation wirkt sich auf viele Bereiche der Arbeitswelt aus und stellt neue Anforderungen, denen Rechnung zu tragen ist. Bewältigt werden können diese Umbrüche aber nur, wenn Firmen auf das Wissen aller Beteiligten zurückgreifen.

Entwicklungen wie Industrie 4.0, Cloud-Computing oder die Blockchain gewinnen an Bedeutung. Besonders relevant ist dies für Unternehmen, denn es gilt, sich mit den daraus resultierenden Auswirkungen auseinanderzusetzen und Wege für einen Umgang damit zu finden. In erster Linie ist dies die Aufgabe des Managements. Es muss die Situation analysieren, Antworten entwickeln und am Ende eine Entscheidung treffen. Die derzeitigen Umbrüche sind aber hochkomplex und besitzen eine kaum beherrschbare Dynamik. Eine Firmenleitung der traditionellen Art kommt damit allein nicht mehr zurecht, dazu ist die Flut an sich zum Teil widersprechenden Informationen zu groß.

Spielerisch im Rahmen von Business Simulationen, also Serious Games, Gesamtbild und Zusammenhänge erkennbar machen.
Spielerisch im Rahmen von Business Simulationen, also Serious Games, Gesamtbild und Zusammenhänge erkennbar machen.
Foto: Celemi Systems AB

Das aktive Einbinden der Mitarbeiter ist dabei eine gute Lösung. Es bietet zwei Vorteile: Es denken mehr Personen mit ganz unterschiedlichen Perspektiven mit und es hilft der Motivation, dem Engagement und der Identifizierung mit den Entscheidungen.

Eine neue Kultur ist nötig

Die zentrale Frage ist aber: Wie kann eine solche Partizipation realisiert werden? Bestimmt nicht, indem die Geschäftsführung ihre Mitarbeiter wie eine Schafherde vor sich hertreibt, am besten noch mit dem mittleren Management als Wachhund, damit auch ja niemand von der vorgegebenen Linie abweicht. Damit Einbindung und Beteiligung funktioniert, ist es ratsam, alle Mitwirkenden in die Lage zu versetzt, für sich erkennen zu können, was warum passiert und diese Informationen zu verstehen und einzuordnen.

Wie kann das am besten geschehen? Erkennen und Verstehen ist dem Lernen nicht unähnlich. Und Lernen funktioniert am unproblematischsten, wenn man Dinge nicht nur hört, sondern selbst erlebt - und das am effektivsten zusammen mit anderen. Das können interaktive Online-Angebote ebenso sein wie Präsenzformate, in denen spielerisch im Rahmen von Business Simulationen, also Serious Games, Gesamtbild und Zusammenhänge erkennbar werden.

Dies erleichtert das aktive Engagement der Mitarbeiter und sie werden sich mit ihrem Wissen und ihrer Erfahrung einbringen und beim Finden von Antworten für ihr Unternehmen proaktiv mitwirken. Es sollte gelingen, ein Umfeld und eine Kultur zu schaffen, die dies ermöglicht. Dies bedingt aber eine andere, neue, Führungshaltung, die vielfach mit Ängsten vor Kontroll- oder Imageverlust verbunden ist, und die es gilt, erst einmal in den Köpfen zu verankern.

Nur wer zusammenarbeitet, überlebt

Wichtig ist, die Menschen, die in ihrem Handeln das Unternehmen ausmachen, zu ermutigen zusammenzuarbeiten, sich auszutauschen, zu unterstützen, gemeinsam Ideen zu entwickeln. Dann werden die Herausforderungen gemeistert.

Ein Beispiel dafür, wie wertvoll es ist, alle Beteiligten zusammenzubringen, um Austausch zu fördern und Lösungen zu finden, ist das Thema Liquidität. Sie ist ein wesentliches Element, damit ein Unternehmen leben kann. Wie viel benötigt wird, ist schwer abzuschätzen, mal braucht es mehr, mal weniger. Nur eines ist klar: Ist zu wenig Liquidität vorhanden, droht die Insolvenz. Sie ist mit dem Blut beim menschlichen Körper vergleichbar: Bei Blutmangel droht der Tod.

In einem lebenden Organismus sind viele Organe über komplizierte Mechanismen so miteinander verbunden, dass sie bei drohendem Flüssigkeitsverlust zusammenarbeiten. Damit tragen alle zur Überwindung der Krise bei, denn das Überleben ist das Ziel.

Überträgt man diesen Vergleich auf Unternehmen, sieht man schnell, dass Geldfluss eben nicht nur ein Thema für die Finanzabteilung oder die Geschäftsleitung ist. Liquidität ist etwas, das jeden in der Firma angeht und auf das jeder mehr oder weniger Einfluss nehmen kann. Der Vertrieb, indem er sich beispielsweise besser mit der Produktion abstimmt, die Produktion, indem sie mit niedrigeren Lagerbeständen auskommt oder der Einkauf durch günstigere Konditionen.

Das Einbinden aller schafft Vertrauen

Daher ist es so wesentlich, dass die Menschen verstehen, warum ausreichende Liquidität so wichtig ist, wie sie beeinflusst wird und was passiert, wenn zu wenig da ist oder die Zirkulation stockt. Dass sie erkennen, dass jeder dazu beitragen kann, dass genügend Blut - Liquidität - im Unternehmen vorhanden ist und fließt. Und sie können eingeladen werden, mit ihren Perspektiven, Erfahrungen und Fähigkeiten Ideen einzubringen und damit zur Realisierung beizutragen. Dabei ist der Geldfluss nur eines von vielen Beispielen. In jeder Firma gibt es ungezählte Möglichkeiten, durch Einbindung die anstehenden Probleme zu lösen.

Damit sich aber Motivation und Engagement entwickeln können, ist eine veränderte Haltung und ein verändertes Agieren der gesamten Führungsmannschaft wichtig. Ihre Aufgabe ist es, die Räume zu schaffen, die diesen Austausch ermöglichen. Die Ansätze und Ideen sollten offen aufgenommen, diskutiert und letztlich entschieden werden - unter Einbindung der Mitarbeiter. Das schafft Engagement, Verbindlichkeit, Vertrauen und Transparenz. Alles das ist wichtig, damit das Blut im Unternehmen weiter fließt.