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Was „IT-Champions“ besser machen

10.06.2013
Von 
Karin Quack arbeitet als freie Autorin und Editorial Consultant vor allem zu IT-strategischen und Innovations-Themen. Zuvor war sie viele Jahre lang in leitender redaktioneller Position bei der COMPUTERWOCHE tätig.
Does IT matter? Aber sicher! Das belegt eine brandaktuelle Untersuchung des auf IT-Service-Management fokussierten Beratungsunternehmens J&M Research aus Mannheim.

Mit Unterstützung der Computerwoche hatte J&M Ende vergangenen Jahres 71 IT-Entscheider aus dem Raum Deutschland, Österreich und Schweiz nach ihrer strategischen Ausrichtung befragt. Nur ein Zehntel davon konnte sich als „IT-Champions“ qualifizieren. Unter diesem Begriff fasst J&M die IT-Abteilungen zusammen, die exzellente Leistungen in vier wichtigen Bereichen vorweisen können:

  • Sie haben eine definierte IT-Strategie, die sie auch im Unternehmen kommunizieren. Das gilt immerhin für 40 Prozent der von J&M untersuchten Betriebe.

  • Sie können ganze Geschäftsprozesse effizient und automatisiert umsetzen. Von den 40 Prozent mit einer definierten IT-Strategie zeigen hier zwei Drittel Flagge. Das entspricht etwa einem Viertel der Gesamtheit.

  • Sie nehmen ihre Aufgaben aus Sicht der Fachbereiche wirkungsvoll wahr – hier reduziert sich die Menge der IT-Champions weiter: Von allen Teilnehmern sind nur noch 15 Prozent im Boot.

  • Sie liefern relativ verlässlich. Das heißt, sie schaffen es, dass mindestens drei Viertel der Anwendungen die vom jeweiligen Fachbereich geforderte Verfügbarkeit erreichen. Jetzt sind nur noch zehn Prozent übrig: die IT-Champions.

Wodurch unterscheiden sich aber diese „Benchmark“-IT-Bereiche im Einzelnen vom Durchschnitt?

IT-Champions kommunizieren ihre Strategie im Unternehmen

Eine formulierte IT-Strategie zu haben ist nicht genug. Wichtig ist, dass diese auch kommuniziert wird – an die IT-Mitarbeiter, aber auch an die Sachbearbeiter in den Fachbereichen. In der Folge hat die IT in den Unternehmen der besten IT-Leiter einen höheren Stellenwert und ein besonders positives Image, so J&M Research.

IT-Champions übernehmen auch Business-Verantwortung

„Unsere IT-Abteilung entscheidet über die Veränderung und den Ausbau der Infrastruktur und der Anwendungslandschaft. Sie verantwortet die IT-Investitionen und das IT-Budget. Sie definiert außerdem die IT-Strategie.“ Mit diesen Aussagen können sich fast alle IT-Champions identifizieren. In der Vergleichsgruppe („Non Champions“) müssen sich die IT-Verantwortlichen häufiger in ihre Entscheidungen hineinregieren lassen.

Das gilt vor allem dort, wo IT und Business aneinandergrenzen. Die Champions tragen relativ oft Verantwortung für das Geschäftsprozess-Management, sprich: Methoden, Administration und Standardisierung. Einen Vorsprung haben sie auch hinsichtlich der Verantwortung für Design und Funktionen der Business-Prozesse.

IT-Champions setzen sich intensiver mit Computing-Trends auseinander

Datensicherheit, mobile Anwendungen, Cloud Computing und „Lean IT“ – mit diesen IT-Trends beschäftigen sich IT-Champions länger und intensiver als der Durchschnitt. Und sie haben diese Themen relativ häufig früh in ihren Prozessen eingearbeitet. Auf einer Skala von 1 (keine Beschäftigung) bis 6 (bereits umgesetzt) ordnen die Champions der Security eine 5,8 zu, die Non-Champions eine 4,5. Den Themenkomplex Mobility (inklusive Bring your own Device) bewerten die Champions immerhin mit 4,5 (die Non-Champions mit 3,5). Auch in Sachen Cloud sind die IT-Champions aufgeschlossener (3,6) als die Non-Champions (2,8). Ähnlich ist das Verhältnis (3,5 zu 2,7) beim Thema „Lean IT/Green IT“.

IT-Champions beherrschen oft das Service-Management besser

Die Überflieger unter den IT-Bereichen definieren Service-Level-Agreements (SLAs) in Abhängigkeit von der Geschäftskritikalität, dokumentieren die IT-Prozesse, arbeiten an einer ständigen Verbesserung der IT-Servicequalität und richten die Prozesse nach ITIL aus – keineswegs immer, aber deutlich häufiger als die Non-Champions. Die Vergabe von Services an externe Partner betrachten sie differenziert: Entwicklungsleistungen und Anwendungs-Management behalten sie relativ häufig im Haus. Betriebs- und Support-Leistungen vergeben sie hingegen häufiger nach außen.


IT-Champions arbeiten am Architektur-Management

Standardisierung der IT-Systeme ist ein Mittel, um die Effizienz des gesamten Bereichs zu erhöhen. Das haben die IT-Champions verinnerlicht. Aus diesem Grund setzen sie sich intensiver als andere mit dem Enterprise-Architecture-Management (EAM) auseinander. Vor allem hinsichtlich der Standardisierung ihrer Datenmodelle machen sie den Non-Champions etwas vor.

IT-Champions haben das bessere Projekt-Management

In den meisten Fällen (zu 88 Prozent) folgen die IT-Champions in ihren Projekten einer vorgegebenen Methodik; in den anderen IT-Bereichen liegt der Anteil nur bei 57 Prozent. Vermutlich ist das ein Grund, warum die Champions ihre Projekte so oft (ebenfalls zu 88 Prozent) in time und in budget abschließen (in der Vergleichsgruppe nur zu 63 Prozent). Ein formales Genehmigungsverfahren durchlaufen hier 83 Prozent der Vorhaben, wobei ein knappes Drittel abgelehnt wird (bei den Non-Champions nur ein Fünftel). Ein Lasten- und Pflichtenheft gibt es in 69 Prozent der Fälle, einen Business Case allerdings nur in 63 Prozent, was auf Verbesserungspotenzial hindeutet.

IT-Champions bieten mehr Verfügbarkeit zu weniger Kosten

Eigenen Angaben zufolge können die IT-Champions für durchschnittlich 88 Prozent der Anwendungen die von den Fachbereichen geforderte Verfügbarkeit liefern. Der Vergleichswert liegt bei 73 Prozent. Zudem sind bei den Klassenbesten 63 Prozent der Anwendungen (gegenüber 44 Prozent) mit SLAs belegt. Interessant ist das auch vor dem Hintergrund der IT-Kosten – obwohl die Studie selbstverständlich nicht repräsentativ ist: Der Anteil der IT-Ausgaben an den Gesamtkosten des Unternehmens beträgt bei den Champions durchschnittlich 2,8 Prozent, bei den Non-Champions 5,8 Prozent. (mhr)