Welche technologischen, gesellschaftspolitischen und wirtschaftlichen Folgen hat der digitale Wandel? Mit diesen Fragen beschäftigte sich der Impuls-Summit "The Next Now!" von Dell EMC in Kooperation mit Intel, Microsoft und weiteren Partnern im Münchner Showpalast. Eingeladen waren Kunden, Partner und Interessierte, die trotz Flughafenstreiks zu Hunderten aus ganz Deutschland und der Region anreisten.
Wie bedeutend die digitale Transformation insbesondere für die Wirtschaft ist, zeigen Ergebnisse einer aktuellen Umfrage von Dell EMC, wie Senior Vice President und Managing Director Dinko Eror zu Beginn der Veranstaltung aufzeigte: So beschäftigten sich neun von zehn Unternehmen mit den Folgen der Digitalisierung - 42 Prozent der Unternehmen wüssten nicht, ob sie die digitale Transformation überhaupt überleben werden. "Wir müssen handeln - als Gesellschaft, als Unternehmen - und zwar jetzt", rief Eror den Anwesenden zu und eröffnete die Bühne für einen spannenden Tag.
Bildungssysteme umkrempeln
Philosoph und Publizist Richard David Precht beschäftigte sich in seiner Eröffnungs-Keynote mit dem deutschen Schul- und Bildungssystem, das den aktuellen Herausforderungen des Lebens und Berufslebens nicht mehr Rechnung trage. "Wir betreiben eine millionenfache Fehlkonditionierung", prangerte Precht das Mantra des Auswendiglernens und die starren Lehrpläne und Notensysteme an. Er kritisierte besonders, dass die Kreativität junger Leute nicht ausreichend gefördert werde und damit auch die Innovationskraft sowie die Begeisterungsfähigkeit der Menschen für Innovation auf der Strecke bleibe.
Wie die Situation in den Unternehmen tatsächlich aussieht, diskutierte COMPUTERWOCHE/CIO-Chefredakteur Heinrich Vaske auf insgesamt drei Panels mit Vertretern aus der Wirtschaft. Dabei wurde deutlich, dass viele Mitarbeiter zwar engagiert seien, aber an der einen oder anderen Stelle durchaus die Kreativ abgehe und sie enge Leitplanken benötigten, die sie von Führungskräften vorgegeben bekämen, um ihr Tagesgeschäft erledigen zu können. Das wiederum setze aber gut ausgebildete Führungskräfte voraus, die sich nicht nur mit Umsätzen und Missions auskennen, sondern vor allem auch mit Führung von Mitarbeitern an sich.
Kreativität entsteht nicht einfach so
Kai Diekmann, ehemaliger Chefredakteur und Herausgeber der Bild-Zeitung, griff das Thema auf und stellte dar, wie der Axel Springer Verlag vor einigen Jahren profitable Printmagazine wie die TV-Zeitschrift "Hörzu" und regionale Tageszeitungen wie das "Hamburger Abendblatt" verkauft hat, weil der Konzern feststellen musste, dass sich diese Produkte mit den darunter liegenden Geschäftsmodellen nicht digitalisieren ließen.
Vorausgegangen war ein Silicon-Valley-Trip von Diekmann, der ihn auch persönlich verändert habe. Seinen streng hierarchischen Führungsstil, in dem alle seine Mitarbeiter nur das tun durften, was er vorher genehmigt hatte, zu verändern, sei ihm "sauschwer" gefallen. Es habe sich letztlich aber ausgezahlt, die Kreativität und Innovationskraft der Mitarbeiter abzuschöpfen und neue digitale Produkte beispielsweise für Bild.de zu entwickeln.
"Heute ist Viertel nach acht auch mal um 15 Uhr" Spannender Vortrag von @KaiDiekmann über die Digitalisierung der Bild, seinen Bart als Zeichen äußerlich sichtbarer Veränderung und die Notwendigkeit, die Welt neu zu begreifen. #TheNextNow pic.twitter.com/5plAJy9eO9
— Christian Viermann (@viermac) 10. April 2018
Digital Leader und Digital Worker
Hubert Hoffmann, der CIO, CDO und Ausbildungsleiter von MSC Germany sowie Markus Hägele, Head of DigitalLife bei Daimler, stellten ihre Erfahrungen mit dem Thema Führungskompetenz und der innovativen Organisation von morgen vor. Hoffmann machte deutlich, dass es zwei Arten von Fachkräften im Unternehmen gebe - Digital Worker und Digital Leader. Erstere legten großen Wert auf klassische Planbarkeit von Arbeitstagen und hätten keine Ambitionen, in strategisch entscheidenden Positionen zu landen, um die künftige Ausrichtung eines Unternehmens mit zu bestimmen.
Hubert Hoffmann und MSC Germany haben die Formel für Change gefunden! #TheNextNow pic.twitter.com/6fnvxdeZ0g
— COMPUTERWOCHE (@COMPUTERWOCHE) 10. April 2018
Sie verlangten dafür nach der zweiten Gruppe, den Digital Leaders, die den Weg vorgeben und sich um die großen Fragen kümmern. Jede der beiden Gruppen könne mittelfristig ohne die andere aber nicht überleben - selbst in einer solch analogen Branche wie der Container-Schifffahrt. Hägele präsentierte neue Ansätze des Daimler-Konzerns, frühzeitig junge Menschen an das Unternehmen zu binden und zu ebensolchen digitalen Führungskräften auszubilden, beispielsweise durch Innovation-Camps, die vom Vorstand persönlich begleitet werden. Fazit von beiden und von "The Next Now! 2018" insgesamt: Für den digitalen Wandel sind dauerhaft begeisterungsfähige "Digital Leader" unabdingbar.